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Als Rosalie mich gebeten hat einen HIITU-City-Guide über Wien zu schreiben, habe ich nicht gezögert. Wien ist seit über 10 Jahren mit ein paar Unterbrechungen mein Zuhause. Ich bin dieser wunderbaren Stadt verfallen. „Wien, Wien, nur du allein!“ – das gilt jedenfalls für mich. Wien ist eine Melange zwischen alt und neu, elegant und alternativ. Oft habe ich das Gefühl als wäre die Zeit stehengeblieben und der Kaiser höchstpersönlich kommt gleich um die Ecke spaziert. Seit einigen Jahren gibt’s aber auch eine sehr junge hippe Szene, die dafür sorgt, dass Wien nicht verstaubt. Die Stadt wurde bereits zum 9. Mal zur lebenswertesten Stadt gekürt. Hier ein paar Tipps für ein nachhaltiges Wien-Erlebnis:
Cafe Korb
Das Sacher, das Hawelka, das Central, der Tirolerhof, das Prückel, der Bräunerhof, das Griensteidl – sie alle sind einen Besuch wert und jeder wird sein Liebstes finden. Meines ist das traditionsreiche – das sind sie aber alle! – Cafe Korb. Vor allem weil die Herren Ober hier freundlich sind und so gar nicht dem „grantigen“ oder muffigen Prototypen des Wiener Kellners entsprechen. Dem Statement auf der Facebook Seite des Korbs: „Wer das Korb nicht kennt - kennt Wien nicht!“ kann ich zustimmen. Der 50er Jahre Stil und das über allem wachende Portrait der Inhaberin sind legendär. Im Garten gibt es wärmende Decken und man kann sich die Wiener Möchtegern-Schickeria im Bistrot gegenüber vergegenwärtigen. Besonders gerne habe ich den Apfelstrudel mit Schlag aber der Ruf des Kuchensortiments im Allgemeinen ist stadtbekannt. Außerdem die Kernöleierspeis.
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Caffè Couture
Ich rate dir – „Hol dir einfach mal einen guten Kaffee!“ im Caffè Couture im 9. Wiener Gemeindebezirk. So steht es in großen Lettern auf der Tafel vor dem Eingang. Der köstliche Kaffee und die freundlichen Baristas erhellen regelmäßig meine Stimmung. Die Bänke in den danebenliegenden Höfen des alten AKHs bieten sich an, um den Kaffee im Grünen zu genießen. Auch das cleane Interieur des kleinen Ladens mit eigener Rösterei ist einladend. Der Kaffee wird bis zum Ursprung verfolgt, sodass Kaffeebauern bekannt sind. Neben dem Kaffee aus der Maschine kann man auch Filter- und Bialettikaffee probieren. Stempelpass gibt’s auch und man freut sich über jeden 7.Gratiskaffee.
Coffee Pirates
Auch im Coffee Pirates gibt es sehr guten Kaffee. Der Kaffee der Hüte-tragenden Baristas wurde vom Falstaff zum besten Kaffee in Österreich ausgezeichnet. Ein guter Ort wenn man was zu tun hat – es gibt WLAN und andere arbeitende Studierende, die für Motivation sorgen. Auf der Homepage steht „beyond fairtrade“ – die Coffee Piraten achten auf Nachhaltigkeit, Qualität und die gerechte Bezahlung der Kaffeebauern. In der Schlange des Selbstbedienungscafés warte ich vielleicht etwas länger – aber hey – ich lerne gerade mit solchen geschenkten Zeitfenstern dankbar und achtsam umzugehen.
Restaurants
Zimmer 37 am Karmelitermarkt
Der Betreiberin des Zimmer 36 am Karmelitermarkt im hippen 2. Bezirk nehme ich es ab, dass sie ihre Gäste mit gesundem und qualitativ-hochwertigem Essen verwöhnen möchte. Die Ernährungsberaterin bereitet ihre Speisen nach strengem TCM-Regelwerk und nur mit Bio-Produkten zu. Beliebt sind vor allem ihre Suppen – die Hühnersuppe im Winter und die Rote-Rüben-Suppe das ganze Jahr über. Mit nur 8 Plätzen ausgestattet, streng nach Marktamtvorlagen – so ist das in Österreich, sollte man zu Stoßzeiten reservieren. Besonders zu empfehlen für ein gesundes und leichtes Mittagessen oder Frühstück.
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Harvest Bistrot
Das Harvest Bistrot hat alles was das vegane Herz sich wünscht – Kaviar, Schinken-Käse Toast und Wiener Schnitzel. Aber diese Fake-Gerichte sind uns unheimlich und deshalb bleiben wir beim Testen dann doch bei Linsensuppe und Linsencurry und wir werden nicht enttäuscht. Eine große Auswahl an Gluten freien Kuchen mit Birken- oder Rohrzucker verführt mich auch hier noch zuzuschlagen. Die sehr freundliche Kellnerin und die bequemen 60er Jahre Plastik-Sessel versüßen uns den Tag.
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Ulrich / Erich
Die beiden Café-Restaurants Ulrich und sein kleiner Bruder Erich befinden sich einen Steinschlag voneinander entfernt – oben und unten des idyllischen St. Ulrichs Platzes auf dem eine imposante Barockkirche thront. Beide Lokale sind vor allem wegen ihres Frühstücks beliebt. Sie sind gemütlich, haben Gastgärten und sind Treffpunkt der Wiener Hipster-Szene. Ich mag die übersichtlichen Speisekarten auf denen jeder etwas finden kann. Im Erich kann man sein Rise & Shine Frühstück individuell zusammenstellen – eine vegane Option ist selbstverständlich. Es gibt Detox-Smoothies, Huevos Rancheros mit Freiland Bio-Eiern und das Brot von Joseph's – ein 100% Bio-Brot, das ganz Wien am liebsten isst.
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Wrenkh
Die Brüder-Wrenkh achten auf biologische und gesunde Küche. Hierher geht man für ein leichtes Mittagessen. Es gibt wechselnde Tages-Menüs. Ich wähle z.B. den Glückssalat mit Räuchertofu und Ziegenfrischkäse. Vieles ist auch in einer Vegan-Version erhältlich. Im Wiener Kochsalon, der dazugehört, kann man Kurse belegen.
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Shopping
Silvia Gattin
Beim Betreten des licht-durchfluteten Silvia Gattin Ladens im 2. Bezirk komme ich im Ethno-Himmel an. Die wunderschönen Stiefel aus antiken Kilims sind das Aushängeschild der Designerin. Sie schmücken eine ganze Seitenwand der Boutique. Jeder Schuh ist für sich einzigartig. Damit der Hund modisch mithalten kann, gibt es zu den Stiefeln auch das dazu passende Hunde-Halsband. Quastenohrringe, Armreifen und Clutches, springen mir ins Auge. Die Produkte von Silvia Gattin sind aus wiederverwerteten Stoffen und feinste Handarbeit. Sie legt Wert auf Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung.
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Lobmeyr
Das Lobmeyr auf der Kärntner Straße ist ein wunderschönes altes Geschäft mit vertäfelten Wänden und ein Paradies für luxuriöse und ganz besondere Glas- und Porzellanwaren. Beim Durchstöbern träume ich davon, wild mit einem Scangerät jedes Produkt für meine imaginäre Hochzeitsliste zu markieren. Berühmt sind die zarten Lobmeyr-Gläser – mundgeblasen, von Hand geschliffen, graviert und poliert. Auch die Luster sind wahre Klassiker. Dieser traditionelle Wiener Familienbetrieb ist zeitlos und gehört deshalb, wie ich finde, auch in eine moderne Guide.
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NFive
Turek Conscious Corner
Favourite Museums
Die Albertina im 1. Bezirk, gesäumt vom Burggarten und der Wiener Oper, war früher hauptsächlich auf Grund ihrer umfangreichen graphischen Sammlung bekannt. Den berühmten Hasen von Albrecht Dürer kann man hier besichtigen. Außerdem sind in der permanenten Sammlung Batliner Künstler wie Monet, Jawlensky, Malewitsch, Chagall, Miro, Ernst und Picasso zu sehen. Klaus Schröder, der das Haus seit 1999 leitet, hat es modernisiert und es ist nun Besuchermagnet und Anlaufstelle für bedeutende moderne Kunstaustellungen. Bei einem Wien Besuch sollte man sich also über die aktuelle Ausstellung erkundigen – beherbergt wurden hier unter anderem schon Künstler wie Richter, Baselitz, Lassnig und Helnwein. Im Sommer beim Afterwork-Clubbing „Albert & Tina“ werden jeden Mittwochabend neben Gratisführungen auch weiße Spritzer (so bestellt man in Österreich Weißweinschorle) auf der Terrasse getrunken.
So bestellt ihn der legendäre Altbürgermeister Michael Häupl:
Das Westlicht ist in Wien die erste Anlaufstelle für Fotographie. Zumindest einmal im Jahr für die World Press Photo Ausstellung sollte man dem Westlicht einen Besuch abstatten. Es werden jene Presse-Fotos gezeigt, die von der World Press Photo Foundation mit Sitz in Amsterdam ausgezeichnet werden. Nichts für schwache Nerven aber all jene, die den Mut haben dem Leid in der Welt in die Augen zu blicken.
Favourite spots
5 Lieblingsplätze, die ihr bei euren Wien-Besuchen auch einplanen solltet:
- Im Volksgarten den Sissi-Brunnen und die Rosenpracht Ende Mai bewundern
- Mit Glück ein paar Rehe im morbiden jüdischen Teil des Zentralfriedhofs erspähen
- Sich die Stadt auf der Himmelwiese zu Füßen legen
- Die ruhigen, kleinen Waldwege mitten in der Stadt im Augarten bewandern
- Das Burgtheater mit den besten Schauspielern und dem einzigartigen Burgtheater-deutsch besuchen